Die Premiere
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Im März 1972 war der Prototyp während des Genfer Automobilsalons auf dem Pininfarina-Stand als Fiat 124 Sport Rally ausgestellt: Ein rotschwarzer Spider mit Hardtop, schon auf den ersten Blick breiter, tiefer und schneller als der Serien-Spider. Vermutlich saß hier noch ein 1,6-Liter-Motor unter der Haube... Auf dem Turiner Salon im November 1972 stand der Rally dann dekorativ inmitten vierer Monoposti auf dem Abarth-Arreal. "Halbstark" hohnte ein deutsches Revolverblatt - aber ein Auto wie der Abarth Rally mußte eben so breitbeinig daherkommen. Hinten und vorn waren Kunststoff-Kotflügelverbreiterungen angebracht worden, um die breiten Schlappen, Pirelli-CN36-Niederquerschnitts-Gürtelreifen (185/70 VR 13), mit den 5 1/2-Zoll-Magnesium-Felgen von Cromodora (CD 30) unterzubringen.

Anders als die Serienversion, die in Turin bereits unter der richtigen Typenbezeichnung Fiat Abarth 124 Rally (CSA) gezeigt wurde, fehlten beim Prototyp das seitliche Abarth-Logo nebst der Typenbezeichnung sowie die vorderen Lüftungsschlitze unter den Blinkern. Dafür hatten seine Schalensessel rotbezogene Sitzflächen.

Lackiert wurden die Autos mit den auffällig mattschwarzen Flächen in der Grundfarbe nur in Weiß (Code 212), Rot (Code 152) und Hellblau (Code 480). Die allermeisten CSA gingen weißlackiert an die Kundschaft, gefolgt von der rot-schwarzen Version. Von der hellblauen Ausführung sollen nur 60 Einheiten ausgeliefert worden sein. Die Farben veränderten sich später, beispielsweise fiel das Rot heller und leuchtender aus.

Schrillere Kombinationen wie Mattrot-Giftgelbgrün blieben den Rennausführungen vorbehalten. Genau wie jene Wettbewerbsautos, die in der Gruppe 3 oder 4 starten sollten, war der CSA in der zivilen Stradale-Version gleichermaßen ein Kompromiß. Denn dafür mussten erstmal Käufer gefunden werden. Also musste trotz des eigentlichen Zwecks, nämlich der Homologation für den Rennsport, ein gewisses Maß an Komfort beibehalten bleiben. Wobei die Weiterverarbeitung des zivilen CSA zur werkshochgerüsteten Rennausführung (Vettura uffiziale) natürlich noch einiges mehr an Aufwand erforderte.

Der CSA wurde auf einem Extraband direkt bei Fiat montiert, wobei Abarth die Hinterrad-Aufhängung und die mäßig getunten Motoren beisteuerte und Pininfarina die Karossen zulieferte, die teilweise erleichtert und teilweise verstärkt wurden. Sicher ist Sicher: Sämtliche hoch beanspruchten Punktschweißungen wurden nachgeschweißt. Zumindest anfangs testeten Abarth-Spezialisten im Anschluß die fertigen Wagen und besorgten das Finish. Die vielzitierten Corsa-Ausführungen hat es so nie gegeben; hier handelte es sich immer um "zivile" CSA, die unter Verwendung von Abarth-Tuningteilen hochgerüstet werden konnten. Lediglich die 50 - 70 Automobile, die während der drei offiziellen Renn-Jahre von der Fiat-Sportabteilung weltweit eingesetzt wurden, sind nochmals im Abarth-Werk in der Corso Marche 71 Überarbeitet worden.

Das Angebot an homologierten Teilen, die den Aufbau von Wettbewerbsversionen ermöglichten, ließ kaum Wünsche offen. Hier ein kurzer Einblick in das Abarth-Lieferprogramm: Vordere Streben für die Umrüstung der Überroll-Bügel zu Überrollkäfigen, verstärktes Fahrwerk, mit besseren Schubstreben, stärkeren Federn für die Dämpfer, rollengelagerte Stoßdämpfer-Aufnahme, Corte & Cosso-Dämpfer, 7 x 13-Alufelgen (bei Cromodora zu bestellen), 68-Liter-Tank, Tankunterbodenschutz, geradeverzahntes Renngetriebe (über Colotti zu beziehen), bessere Antriebswellen und Sperrdifferenzial (optional auch für den Serien-CSA zu haben), noch größere Kotflügelverbreiterungen, größere Ölwanne aus Aluminium und Ölwannenschutz, Vier-in-eins-Krümmer und Rennauspuff, wirksamere Halterungen und Verstärkungen für Getriebeaufhängung und Kardanwelle, regulierbare Bremspumpe, kombinierter Wasser-Öl-Kühler, mechanischer Kühlerlüfter, offene Luftfilter und abgespecktes Schwungrad.

Und so weiter und so fort. Von Leistungssteigerungen mittels schärferer Nockenwellen, geschmiedeten Kolben, Titan-Pleueln, natriumgekühlten Ventilen und größerer 48er-Weber-Vergaser (ab 1974, aber nicht von Abarth, sondern direkt über Weber zu beziehen) mal ganz zu schweigen...
Quelle: Das Große Fiat Spider Buch - Eberhard Kittler, Heel Verlag, Königswinter | nach oben